Das HPV-Impfkonzept der NaLI

Übersicht

Hintergründe

Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) können verschiedene Krebserkrankungen verursachen. Die HPV-Impfung im Kindes- und Jugendalter bietet einen wirksamen Schutz dagegen. Deutschland hat sich zu den internationalen Zielen zur Bekämpfung von HPV-bedingten Krebserkrankungen bekannt, darunter auch das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Gebärmutterhalskrebs weltweit als Problem für die öffentliche Gesundheit zu eliminieren. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen bis 2030 – neben den Maßnahmen zur Sekundär- und Tertiärprävention – mindestens 90% der Mädchen im Alter von 15 Jahren gegen HPV geimpft sein. Der „Europäische Plan gegen den Krebs“ der Europäischen Kommission zielt hingegen nicht nur auf die Bekämpfung von Gebärmutterhalskrebs ab, sondern auch von anderen HPV‑bedingten Krebserkrankungen. Entsprechend strebt er zusätzlich eine deutliche Erhöhung der Impfquoten bei Jungen an.

Im Einklang mit diesen Zielen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland die HPV‑Impfung für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Seit der Einführung der Impfung ist ein stetiger Anstieg der Impfquoten zu verzeichnen, dieser Trend hat sich jedoch zuletzt abgeflacht. Besonders bei Mädchen im Alter von 15 Jahren stagniert die Impfquote.

Alle Akteure im Gesundheitswesen wurden während der COVID-19-Pandemie von der Gesundheitsministerkonferenz aufgefordert, die zeitgerechte Durchführung von Impfungen – insbesondere der HPV-Impfung – zu fördern. Die Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI) hat sich dieser Aufgabe angenommen und das vorliegende „Nationale Konzept zur Förderung der Impfaufklärung und der HPV‑Impfquoten“ entwickelt. Die gemeinsame Erarbeitung des HPV-Impfkonzepts hat bereits Synergien im Rahmen des föderalen Impfwesens zwischen den Mitgliedern der NaLI und weiteren wichtigen Impfakteuren geschaffen. Das Konzept führt eine Bestandsaufnahme durch, formuliert Ziele und gibt Empfehlungen, um den Schutz der Bevölkerung vor HPV-bedingten Krebserkrankungen zu verbessern.

Link zum Hintergrundwissen Humane Papillomviren (HPV)

Ziele und Evaluation

Im Zeichen eines starken politischen Willens möchte das HPV-Impfkonzept der NaLI zur Erreichung der internationalen HPV-Impfziele beitragen und formuliert dazu folgende Hauptziele:

  • Steigerung der HPV-Impfquoten bei Mädchen und Jungen
  • Steigerung des HPV-Impfwissens in der Bevölkerung

Mit Unterstützung möglichst vieler Akteure soll die HPV-Impfung in Deutschland breit gefördert und die Impfquoten nachhaltig erhöht werden. Neben dem Abbau von Impfhürden und der Förderung einer impffreundlichen Infrastruktur soll insbesondere das Bewusstsein für die HPV-Impfung sowohl in der Bevölkerung als auch in der Fachöffentlichkeit gestärkt werden.

Die Steigerung der HPV-Impfquoten sowie des Wissens über HPV und HPV-Impfung kann in verschiedenen Zielgruppen – wie Kindern und Jugendlichen im Impfalter, deren Eltern sowie relevanten Multiplikatorinnen und Multiplikatoren – einzeln evaluiert werden. Hierfür bieten sich die Analyse von HPV-Impfquoten nach Alter auf Bundes-, Länder- und Kreisebene sowie repräsentative Umfragen in den Zielgruppen an. Eine Evaluation der Ziele des HPV-Impfkonzepts ist für das Jahr 2030 vorgesehen.

Link zur ausführlichen Beschreibung der Ziele des HPV-Impfkonzepts

Um das Impfwissen und die HPV-Impfquoten zu erhöhen (siehe Ziele), wurden vier Handlungsfelder identifiziert, für die die NaLI im Rahmen des HPV‑Impfkonzepts Empfehlungen ausspricht.

Neben konkreten Handlungsempfehlungen werden für jedes Handlungsfeld Beispiele bestehender Maßnahmen als Ideengeber aufgeführt. Um dies auch in Zukunft weiterzuführen, wird das HPV-Impfkonzept hier auf der NaLI-Website unter dem „Schwerpunkt HPV“ im Sinne eines „living document“ dargestellt und kontinuierlich weiterentwickelt.

Handlungsfelder zur Förderung des Impfwissens und der HPV-Impfquoten:

 

Kurzbeschreibung der vier Handlungsfelder:

Handlungsfeld 1: Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Bezug auf die HPV-Impfung erhöhen

Die Gesundheitskompetenz spielt eine wichtige Rolle, da sie den Menschen ermöglicht, fundierte Entscheidungen hinsichtlich ihrer eigenen Gesundheit zu treffen. Ziel der Handlungsempfehlungen im HPV‑Impfkonzept ist es, durch eine verstärkte und optimierte Aufklärungsarbeit die Gesundheitskompetenz in Bezug auf HPV und die HPV-Impfung zu erhöhen und die Bevölkerung für die HPV-Impfung zu sensibilisieren. Dabei kommt der zielgruppenspezifischen und vertrauensbildenden Ansprache mit abgestimmten Kernbotschaften eine zentrale Bedeutung zu. Zudem sollten moderne Kommunikationswege vermehrt genutzt und insbesondere das Potenzial des Schulsettings zukünftig besser ausgeschöpft werden.

Mögliche Akteure: u.a. Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG), Bund, Länder (Gesundheits- und Kultusministerien), Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD), Krankenkassen, Landesarbeitsgemeinschaften, Ärzteschaft, Berufsverbände, Fachgesellschaften

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Handlungsfeld 2: Impfkompetenz von Ärzteschaft und Multiplikatorinnen/Multiplikatoren fördern

Sowohl die Ärzteschaft als auch weitere Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, wie medizinische Fachangestellte (MFAs) und Lehrkräfte, sollen für die HPV-Impfung sensibilisiert und deren Impfkompetenz insgesamt gestärkt werden. Eine stärkere Integration von Impfthemen im Medizinstudium und regelmäßige Fortbildungsangebote für Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Fachpersonal zu HPV und zur HPV-Impfung sind dabei von großer Bedeutung. Neben aktuellem Fachwissen ist eine empathische und klare Impfkommunikation hilfreich, um die Akzeptanz der HPV-Impfung zu erhöhen. Schulungen in gezielter Gesprächsführung unterstützen medizinisches Personal dabei, mögliche Ängste bei Eltern im Aufklärungsgespräch abzubauen und evidenzbasierte Informationen effektiv zu vermitteln. Speziell für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im schulischen Setting sollten Lehr- und Aufklärungsmaterialien zur Verfügung gestellt werden.

Mögliche Akteure: u.a. Bund, Länder, Robert Koch-Institut (RKI), Ärztekammern, Berufsverbände medizinischer Berufe (z.B. MFA, Pflege), Universitäten und Ausbildungseinrichtungen

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Handlungsfeld 3: Impffreundliche Infrastruktur fördern

Die strukturelle Impfförderung zielt darauf ab, das Versorgungsangebot für die HPV-Impfung zu verbessern, um vermehrt Gelegenheiten für die HPV-Impfung zu schaffen und einen niedrigschwelligen Zugang zu Impfungen zu gewährleisten. Dabei kann ein subsidiäres Impfangebot durch den ÖGD genutzt werden, um Impflücken zu schließen. Ein optimiertes Impfmanagement sowie die Förderung flächendeckender Einladungs- und Recall-Systeme sollen sicherstellen, dass Impfungen rechtzeitig und effizient angeboten und nicht vergessen werden. Zudem spielt die vorgesehene Digitalisierung des Impfausweises im Rahmen der elektronischen Patientenakte (ePA) eine entscheidende Rolle, indem sie die datenschutzgerechte Verwaltung von Impfdaten erleichtert, bestenfalls kombiniert mit einem Impferinnerungsangebot.

Mögliche Akteure: u.a. Bund, Länder, Krankenkassen, ÖGD, Fachgesellschaften, Schulträger

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Handlungsfeld 4: Monitoring und Surveillance weiterentwickeln

Die Weiterentwicklung von Monitoring und Surveillance zielt darauf ab, die bereits gute Datenbasis zur Inanspruchnahme der HPV-Impfung, zu HPV-bedingten Erkrankungen sowie zur Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfung gezielt zu verbessern.

Eine effektive Surveillance ermöglicht es, Impflücken zu identifizieren und anschließend Maßnahmen zu ergreifen, um diese zu schließen. Darüber hinaus gewährleistet sie eine kontinuierliche Bewertung des Nutzens und möglicher Risiken der HPV-Impfung.

Im Konzept werden entsprechende Vorschläge zur Optimierung der bestehenden Systeme unterbreitet, wie beispielsweise die Einbeziehung aller Leistungserbringer in die Impfquotenberechnung sowie eine regelmäßige Auswertung und Veröffentlichung von Krankheitsdaten nach Impfstatus zu HPV-bedingten Krebserkrankungen und Genitalwarzen, um aktuelle und regionale Daten zur Wirksamkeit der HPV-Impfung zu erhalten. Zudem wird angestrebt, die genannten Monitoring-Daten auf einer Website zusammenfassend darzustellen, um Entscheidungsträgern und der Fachöffentlichkeit evidenzbasierte Informationen übersichtlich für ihre Aufklärungsarbeit und Maßnahmen bereitzustellen.

Mögliche Akteure: u.a. RKI, Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD), Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi), BIÖG, Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Länder, NaLI

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Nationales HPV-Impfjahr

Für eine möglichst große Wirkung und eine hohe Reichweite der vorgeschlagenen Maßnahmen schlägt die NaLI die Durchführung eines nationalen HPV‑Impfjahres vor. Unter der Koordination der NaLI sollen Aktionen und Initiativen von verschiedenen Akteuren vorbereitet und innerhalb des Impfjahres auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene umgesetzt werden. Dazu sollen medizinische, gesundheitspolitische und gesellschaftliche Akteure in Deutschland für eine breite Koalition zur Unterstützung und Durchführung gewonnen werden.

Das nationale HPV-Impfjahr bietet eine einzigartige Gelegenheit, die HPV-Impfquoten in Deutschland deutlich zu steigern und das öffentliche Bewusstsein für die Wichtigkeit dieser Impfung zu schärfen. Durch die koordinierte Zusammenarbeit verschiedener Akteure und die Implementierung vielfältiger, zielgerichteter Maßnahmen soll ein nachhaltiger Beitrag zur Prävention von HPV-bedingten Erkrankungen geleistet werden.

Link zur Beschreibung des Nationalen HPV-Impfjahres der NaLI

Letzte Aktualisierung: 15.12.2025