Impfquoten
Erhebung von Impfquoten bei Standardimpfungen in Deutschland –
die RKI-Impfsurveillance
Die Auswertung von Daten zum Impfstatus der Bevölkerung und die Veröffentlichung der Ergebnisse gehören zu den Aufgaben des Robert Koch-Instituts (RKI).
Es gibt zwei gesetzlich verankerte Säulen für ein bundesweites Impfquoten-Monitoring.
Seit 2001 werden nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG § 34 (11)) Daten zum Impfstatus von empfohlenen Standardimpfungen der Kinder bei Schuleingang anhand der vorgelegten Impfpässe erhoben, auf Bundeslandebene zusammengefasst und durch die Bundesländer aggregiert an das RKI übermittelt. Seit März 2020 erhält das RKI ebenfalls auf der Basis des IfSG (§ 13 (5)) von allen Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) Daten zu abgerechneten Impfleistungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Die neue gesetzliche Regelung hebt die seit 2004 bestehende erfolgreiche Kooperation des RKI mit den 17 KVen im Rahmen des Projektes „KV-Impfsurveillance“ auf eine neue Ebene. (1)
Zusätzliche repräsentative Daten für Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene bieten langfristig angelegte Studien und Umfragen (z.B. KiGGS und DEGS des RKI) sowie zielgruppenspezifische Erhebungen von Impfquoten für bestimmte Impfungen (z.B. Onlinebefragung von Krankenhauspersonal). (2,3)
Im Rahmen der Corona-Pandemie wurde speziell ein Impfquotenmonitoring für die Erfassung der Impfung gegen COVID-19 eingerichtet. Impfquoten zur COVID-19-Impfung können auf der Website des RKI eingesehen werden: Digitales Impfquotenmonitoring zur COVID-19-Impfung. (4)
Impfquoten ausgewählter Impfungen
Seit dem Jahr 2020 werden Analysen aus beiden gesetzlich verankerten Datenquellen – Schuleingangsuntersuchung und KV-Impfsurveillance – zur Beurteilung von Impfquoten im Kindes- und Jugendalter gemeinsam veröffentlicht und in der Gesamtschau interpretiert (aktuelle Ergebnisse aus der RKI Impfsurveillance, Epi Bull 48/2022 inkl. Supplement). (5,6)
Impfquoten von Kindern- und Jugendlichen
Die Impfquoten und die Immunität im Kindesalter sind in Deutschland auf einem hohen Niveau.
Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen der einzelnen Bundesländer zeigen, dass der Impfschutz gegen die meisten impfpräventablen Erkrankungen bei den Einschulungskindern bundesweit als sehr gut zu bezeichnen ist. (5,6) Lang etablierte Impfungen, die durch die Ständige Impfkommission (STIKO) bereits seit Jahrzehnten als Standardimpfungen allgemein empfohlen sind, weisen Impfquoten von >90 % auf. (7,8) Bei erst später eingeführten Impfungen, wie z.B. Windpocken (Varizellen; STIKO-Empfehlung 2004), Meningokokken C (STIKO-Empfehlung 2006) und Pneumokokken (STIKO-Empfehlung für alle Kinder bis 24 Monate 2006) liegen die Impfquoten zwischen 80 und 90 %. Die erst 2013 von der STIKO empfohlene Impfung gegen Rotaviren erreichte im Jahr 2020 eine Quote von 56,8 % (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Impfquoten bei den Schuleingangsuntersuchungen in Deutschland 2020. Alter 4-7 Jahre (Geburtenjahrgänge 2012-2015); der Anteil der Kinder mit vorgelegtem Impfausweis lag bei 93,4 %. Hinweis: Die Rotavirus-Impfung wurde erst 2013 von der STIKO empfohlen.
Impfquoten bei Säuglingen und Kleinkindern
Die zeitgerechte Erreichung des Impfschutzes bei Säuglingen und Kleinkindern ist ein wesentliches Impfziel.
Bei vielen Krankheiten spielt jedoch nicht nur die Höhe der erreichten Impfquote eine große Rolle, sondern auch der Zeitpunkt, zu dem der Impfschutz erreicht wird. So sind Kinder in den ersten Lebensjahren durch eine Rotavirus-, Masern- oder Pneumokokken-Infektion besonders gefährdet, da gerade bei ihnen häufig schwere Krankheitsverläufe beobachtet werden oder Komplikationen auftreten können. (9) Daten der KV-Impfsurveillance (5,6) zeigen, dass es bei diesen Impfungen häufig noch keine ausreichend hohen Impfquoten bei Kleinkindern gibt (siehe Abbildung 2 und Abbildung 3).
Abbildung 2: Impfquoten für Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen im Kleinkindalter (KV-Impfsurveillance). Angaben zum Berichtalter und Geburtsjahr in Klammern.
*Für die 2. Masern-, Mumps-, Rötelnimpfung ist in Sachsen ein höheres Impfalter empfohlen. Daher werden in der KV-Impfsurveillance bei den auf Bundesebene zusammengefassten Impfquoten die Werte der 2. Impfung aus Sachsen nicht berücksichtigt.
Abbildung 3: Impfquoten für Impfungen gegen Meningokokken C, Pneumokokken und Rotaviren im Kleinkindalter (KV-Impfsurveillance). Angaben zum Berichtalter und Geburtsjahr in Klammern.
Seit 1994 wurde für die 6-fach-Impfung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio, Hib und Hepatitis B im Säuglingsalter ein 3+1-Impfschema empfohlen. Seit Mitte 2020 empfiehlt die STIKO für reifgeborene Säuglinge die 6-fach-Impfung nach dem 2+1-Schema (im Alter von 2, 4 und 11 Monaten; die zuvor zweite Impfstoffdosis im Alter von 3 Monaten entfällt). Mit der dritten und letzten Impfung wird die Grundimmunisierung im Alter von 11 Monaten abgeschlossen. Nur Frühgeborene sollen weiterhin nach dem 3+1-Schema geimpft werden. (10) Auch bei diesen Impfungen zeigt sich, dass sie oft erst später vervollständigt werden (siehe Abbildung 4). Über die letzten Jahre gibt es auch hier eine steigende Tendenz der Impfquoten. (5,11)
Abbildung 4: Impfquoten für Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio, Hib und Hepatitis B im Kleinkindalter (KV-Impfsurveillance). Angaben zum Berichtalter und Geburtsjahr in Klammern.
Regionale Impfquoten, zum Teil auch Daten einzelner Landkreise, können auf den Internetauftritten der Bundesländern eingesehen werden.
Zudem können mit dem Online-Tool VacMap kreisbezogene Durchimpfungsraten auf Basis von Daten der KV-Impfsurveillance abgerufen werden. Seit Dezember 2023 ist das Impfquoten-Tool des RKI in einer neu gestalteten, aktualisierten Version verfügbar. Es bietet einen Überblick über die Inanspruchnahme von Routineimpfungen, aufgeschlüsselt nach Regionen und Altersgruppen. Dadurch ermöglicht es die Evaluation der regionalen Umsetzung der STIKO-Empfehlungen. Derzeit erstreckt sich das Angebot auf Standardimpfungen im Säuglings- und Kindesalter. Eine Erweiterung auf bestimmte Standardimpfungen bei Erwachsenen und Indikationsimpfungen ist geplant. (12)
Quellen:
1. Robert Koch-Institut: Erhebung von Impfquoten im Kindes- und Jugendalter in Deutschland – Die RKI Impfsurveillance und ihr neues Publikationsformat. Epid Bull 32/33 2020
2. Robert Koch-Institut: www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Impfstatus/impfstatus_node.html – zuletzt abgerufen am 15.09.2023
3. Robert Koch-Institut: www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Impfstatus/weitere/weitere_beitraege_node.html – zuletzt abgerufen am 15.09.2023
4. Robert Koch-Institut: Digitales Impfquotenmonitoring zur COVID-19-Impfung – zuletzt abgerufen am 15.09.2023
5. Robert Koch-Institut: Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland – aktuelle Ergebnisse aus der RKI-Impfsurveillance. Epid Bull 48/ 2022
6. Robert Koch-Institut: Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland – Supplement zu Epid Bull 48/2022
7. Klein S, Schöneberg, Krause G: Vom Zwang zur Pockenschutzimpfung zum Nationalen Impfplan. Bundesgesundheitsblatt 2012, 55:1512-1523 | DOI 10.1007/s00103-012-1539-7
8. STIKO Empfehlungen – Historie: Übersicht der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Materialien/Poster/Poster_Stiko_Hist.html
9. BZgA – www.impfen-info.de – zuletzt abgerufen am 10.08.2023
10. AG 6-fach-Impfung (DTaP-IPV-Hib-HepB) der Ständigen Impfkommission (STIKO): Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung der 6-fach Impfung (DTaP-IPV-Hib-HepB) nach dem 2+1-Impfschema. Epid Bull 2020;26:3-21 | DOI 10.25646/6955.2
11. Robert Koch-Institut: Impfquoten von Kinderschutzimpfungen in Deutschland – aktuelle Ergebnisse aus der RKI-Impfsurveillance. Epid Bull 32/33 2020
12. VacMap – https://public.data.rki.de/#/site/public/views/VacMap/StartdashboardNavigation – zuletzt abgerufen am 08.01.2023