Impfung gegen humane Papillomviren (HPV)

Hier finden Sie Informationen zu folgenden Themenbereichen:

 

Verfügbare Impfstoffe gegen HPV

Aktuell sind in Deutschland zwei adjuvantierte HPV-Impfstoffe verfügbar. Beide Impfstoffe enthalten sogenannte „virus-like particles“ (VLPs), die aus dem Hauptcapsidprotein L1 der Papillomviren bestehen. Als sphärische Partikel ähneln diese L1-VLPs damit Viruspartikeln, enthalten aber keine virale Erbinformation oder weitere virale Bestandteile (Proteine) und besitzen somit kein onkogenes Potenzial. Durch eine Mischung verschiedener L1-VLPs können die Impfstoffe gegen mehrere HPV-Typen gleichzeitig Schutz vermitteln (Jilg, W. Der Impfkurs. Eine Anleitung zum richtigen Impfen. ISBN 978-3-609-51078-1)

Der 2-valente Impfstoff (Cervarix®) schützt durch die enthaltenen Antigene direkt vor etwa 80% (HPV 16 und 18), der 9-valente Impfstoff (Gardasil®9) vor etwa 95% (zusätzlich HPV 31, 33, 45, 52 und 58) der durch High-Risk-Typen ausgelösten Gebärmutterhalskarzinome. Für den 2-valenten Impfstoff ist jedoch eine gewisse Kreuzprotektion für die nicht im Impfstoff enthaltenen Typen HPV 31, 33 und 45 beschrieben. Für die restlichen Tumorlokalisationen spielt vor allem der Typ HPV 16, bei einzelnen Lokalisationen auch die Typen HPV 18 und 33 eine Rolle (Abbildung 1). Der 9-valente Impfstoff enthält zusätzlich auch Antigene gegen die Typen HPV 6 und 11, die für etwa 90% der auftretenden Genitalwarzen verantwortlich gemacht werden (RKI-Ratgeber Humane Papillomviren, RKI: FAQ zu HPV-Impfung und HPV-Infektion, Wei et al. 2024).

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Empfehlungen der STIKO zur HPV-Impfung

Die Ständige Impfkommission (STIKO; www.stiko.de) beim RKI ist ein unabhängiges Expertengremium, deren Mitglieder vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) im Benehmen mit den obersten Landesgesundheitsbehörden alle 3 Jahre neu berufen werden. Die Kommission entwickelt Impfempfehlungen für Deutschland. Die Empfehlungen der STIKO sind Grundlage für die Bestimmungen des G-BA zu Voraussetzungen, Art und Umfang der Impfleistungen in der Schutzimpfungsrichtlinie (SI-RL). Mit Aufnahme in die SI-RL sind Impfungen Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Entsprechend der gesetzlichen Vorgaben hat der G-BA innerhalb von 2 Monaten nach Veröffentlichung einer STIKO- Empfehlung eine Entscheidung zu treffen. Weitere Details zur Umsetzung der STIKO-Empfehlung zur HPV-Impfung in der SI-RL finden Sie unter folgendem Link: Umsetzung der STIKO-Empfehlung zur HPV-Impfung in der Schutzimpfungsrichtlinie des G-BA

Sechs Monate nach der Zulassung des ersten HPV-Impfstoffes in Europa erfolgte im März 2007 die erste Empfehlung zur HPV-Impfung durch die STIKO. Dabei wurde die HPV-Impfung zunächst nur für Mädchen im Alter von 12-17 Jahren empfohlen (siehe Epid. Bull. 12/2007). Aufgrund neuer wissenschaftlicher Daten wurde die HPV‑Impfempfehlung im Laufe der Jahre zweimal angepasst (Abbildung 2; siehe Epid. Bull. 35/2014; Deleré et al., 2014; Epid. Bull. 26/2018). 2018 erfolgte schließlich die aktuell gültige Empfehlung der STIKO, die allen Kindern bzw. Jugendlichen eine HPV-Impfung im Alter von 9-14 Jahren empfiehlt. Nachholimpfungen sollen bis zum Alter von einschließlich 17 Jahren durchgeführt werden (siehe Empfehlungen der STIKO 2025, Epid. Bull. 04/2025).

Impfziel ist die Reduktion der Krankheitslast durch HPV-assoziierte Tumoren (Weitere Informationen zur Krankheitslast unter folgendem Link: Aktuelle Situation in Deutschland). Die geschlechterneutrale Impfempfehlung ermöglicht Jungen und Männern den Aufbau eines eigenen Impfschutzes vor einer HPV-Infektion bzw. möglichen Folgeerkrankungen wie Genitalwarzen und Karzinomen, unabhängig von der Höhe der Mädchen-Impfquoten. Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), profitieren als eine Personengruppe mit einem deutlich erhöhten Risiko für eine HPV-Infektion in besonderem Maße von einer HPV-Impfung. Mittels Modellberechnungen kann bei einer HPV-Impfquote von 44,6% bei Mädchen die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs in Deutschland im Verlauf der nächsten 100 Jahre um mehr als die Hälfte gesenkt werden (163.000 Erkrankungen weniger). Wird eine vergleichbare HPV-Impfquote bei den Jungen erreicht, können zusätzlich mehr als 76.000 weitere HPV-bedingte Krebsfälle bei Frauen und Männern verhindert werden. Eine ausführliche Beschreibung der durchgeführten Modellierung und den Ergebnissen finden sich in der wissenschaftlichen Begründung der STIKO für die Empfehlung der HPV-Impfung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren (Epid. Bull. 26/2018) sowie dem im Auftrag des RKI verfassten Berichts zu langfristigen epidemiologischen und ökonomischen Auswirkungen der HPV-Impfung in Deutschland (Horn et al., 2012).

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Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfung

Wirksamkeit der HPV-Impfung

Die HPV-Impfstoffe zeigen eine sehr hohe Wirksamkeit gegen verschiedene Endpunkte (WHO position paper - 2022 update). Sie sind sehr immunogen und lösen in den meisten HPV-naiven Personen eine Immunantwort aus, die vor einer Infektion mit den HPV-Typen schützt, deren Antigene in den Impfstoffen enthalten sind. Aufgrund der langen Dauer zwischen persistierender Infektion und Karzinomentwicklung, z.B. am Gebärmutterhals, lagen lange nur Studien vor, die die Wirksamkeit der HPV-Impfung gegen Infektionen und Krebsvorstufen, nicht jedoch gegen die Verhinderung von Zervixkarzinomen, zeigen konnten. Mittlerweile gibt es mehrere große Studien aus Schweden (Lei et al. 2020), England (Falcaro et al. 2021), Dänemark (Kjaer et al. 2021) und Schottland (Palmer et al. 2024), die belegen, dass die HPV‑Impfung wirksam Gebärmutterhalskrebs und Vorstufen von Analkrebs verhindern kann.

Die aktuelle Studienlage belegt eine bereits sehr hohe Wirksamkeit einer einzelnen HPV-Impfung gegenüber zervikalen Präkanzerosen und Gebärmutterhalskrebs sowie – je nach verwendetem Impfstoff – gegenüber Genitalwarzen. Allerdings sind die Antikörperspiegel im Vergleich zur empfohlenen Gabe von 2 Dosen (bzw. 3 Dosen bei Personen ab 15 Jahren) signifikant niedriger. Ob dies Auswirkungen z.B. auf die Langzeitwirksamkeit hat, ist bislang jedoch noch unklar (WHO position paper - 2022 update). Die überwiegende Mehrheit der Impfkommissionen in Europa bzw. den Industrienationen empfiehlt u.a. deshalb das 2‑Dosen-Schema für die 9-14-Jährigen bzw. 3 Dosen für die 15-17-Jährigen entsprechend der Zulassung. Eine Empfehlung des 1‑Dosis-Schemas in der Altersgruppe der 9-14-Jährigen existiert (neu) im Vereinigten Königreich, Kanada und Australien sowie einer Vielzahl von Entwicklungsländern (weitere Informationen siehe FAQ des RKI zur HPV-Impfung und HPV-Infektion).

In Bezug auf die Schutzdauer der HPV-Impfung zeigte sich in den bisher durchgeführten Studien zur Immunogenität sowie zu klinischen Endpunkten bis mindestens 12 Jahre nach Impfung eine hohe Wirksamkeit ohne Hinweise auf eine Abnahme des HPV-Impfschutzes gegenüber den Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18.(5, 14, 19) Aufgrund von mathematischen Modellierungen gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktuell von einer jahrzehntelangen Schutzdauer nach vollständiger Impfserie aus (Schwartz et al. 2015).

Die weltweite Einführung der HPV-Impfung hat in einigen Ländern in den letzten Jahren zudem bedeutende Erfolge gezeigt. So konnte in Australien aufgrund sehr hoher Impfquoten im Rahmen eines umfassenden Impfprogramms, das sowohl Routine- als auch Nachholimpfungen umfasste, frühzeitig der Effekt der HPV-Impfung auf die Krankheitslast auf Bevölkerungsebene nachgewiesen werden (Patel et al. 2018). Dieser frühe Erfolg bestätigte erstmals, dass bei einer anhaltend hohen Durchimpfungsrate die Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs als Public Health Problem in Australien mittelfristig erreichbar ist. Einer im Jahr 2025 veröffentlichten Studie zufolge zeigte sich, dass die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 bei Frauen im Alter von 22 bis 30 Jahren in Dänemark über einen Zeitraum von sieben Jahren nahezu eliminiert wurden. Die Prävalenz von HPV16/18 bei ungeimpften Frauen blieb im Jahr 2021 noch bei etwa 5%, deutlich unter den 17% bis 19%, die vor der Einführung der Impfung bei jungen dänischen Frauen beobachtet wurden. Dies deutet auf einen Gemeinschaftsschutz in der Bevölkerung hin (Nonboe et al. 2025).

Weitere Informationen sowie Details zu einzelnen Studien finden Sie unter Studien zur Wirksamkeit der HPV-Impfung und dem Internetauftritt des RKI unter Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren.

Sicherheit der HPV-Impfung

Die Sicherheit der HPV-Impfung wird national durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) wie auch europaweit durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) bzw. weltweit durch die WHO überwacht. Zusammenfassend weist der aktuelle Forschungsstand auf ein günstiges Sicherheitsprofil der in Deutschland verwendeten HPV-Impfstoffe hin. Das Global Advisory Committee on Vaccine Safety (GACVS) der WHO hat seit 2007 regelmäßig eine Bewertung von Sicherheitsdaten zur HPV-Impfung vorgenommen und veröffentlicht. Bis auf Einzelfälle wurden keine anhaltenden oder die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigenden Nebenwirkungen registriert. Der letzten Bewertung aus dem Jahr 2017, der mittlerweile weltweit insgesamt mehr als 270 Mio. verimpfte Dosen zugrunde liegen, waren Bewertungen in den Jahren 2007, 2008, 2009, 2013, 2014 und 2015 vorausgegangen (WHO: Safety of HPV vaccines; WHO 2017).

In Deutschland sammelt und bewertet das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige PEI seit der Zulassung beider HPV-Impfstoffe systematisch Daten zu unerwünschten Wirkungen nach HPV-Impfung. Seit Empfehlung der Impfung 2007 sind alle unerwünschten Wirkungen, die ursächlich in Zusammenhang mit der HPV-Impfung standen, in der Fach- und Gebrauchsinformation der HPV-Impfstoffe aufgeführt und zuvor einer Nutzen-Risikobewertung unterzogen worden. Diese Nutzen-Risikobewertung fiel jeweils positiv in Bezug auf den Nutzen aus. Sehr häufig berichtet wird bei der HPV-Impfung von lokalen Reaktionen an der Einstichstelle, wie Schwellung, Rötung und Schmerzen. Vermehrt wurden Kreislaufreaktionen wie Schwindel oder „Schwarz-Werden-Vor-Den-Augen“ (Synkopen) beschrieben. Diese kurzfristigen Kreislaufreaktionen – wie auch die lokalen Reaktionen an der Einstichstelle – lassen sich bei Jugendlichen in vergleichbarem Maße auch bei anderen Impfungen beobachten (z.B. Auffrischimpfung für Tetanus-Diphtherie-Pertussis-Polio). Die Kreislaufreaktion ist meist Ausdruck von Angst bzw. Stress im Zusammenhang mit der Impfung (RKI: FAQ zu HPV-Impfung und HPV-Infektion).

In Internetforen wurde immer wieder über einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der HPV-Impfung und dem Auftreten des „komplexen regionalen Schmerzsyndroms“ (CRPS, complex regional pain syndrome) und dem „posturalen orthostatischen Tachykardiesyndrom“ (POTS, postural orthostatic tachycardia syndrome) berichtet, basierend auf Beobachtungen unter Jugendlichen in Dänemark. Die Überprüfung durch das Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) der EMA aus dem Jahr 2015 ergab keinen Hinweis darauf, dass sich die Gesamtraten dieser beiden Syndrome bei geimpften Mädchen und jungen Frauen von den erwarteten Raten in dieser Altersgruppe unterscheiden. Beide Erkrankungen treten in der Allgemeinbevölkerung einschließlich der Jugendlichen auf, unabhängig davon, ob sie geimpft wurden (Oberle et al. 2018; EMA 2015).

Weitere Informationen und ggf. aktuelle Berichte finden sich unter: www.pei.de, www.ema.europa.eu und www.who.int/groups/global-advisory-committee-on-vaccine-safety.

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Letzte Aktualisierung: 01.12.2025